"Fridays for Future" -Demonstrationen

Stellungnahme anlässlich der „Fridays for Future“-Demonstrationen:

Anlässlich der „Fridays for Future“-Demonstrationen, die sich in Bonn und Köln formieren, will ich darauf hinweisen, dass die Teilnahme an diesen Demonstrationen verboten ist, zu unentschuldigten Fehlstunden auf dem Zeugnis führt und im Falle von versäumten Klausuren zu einer Bewertung mit der Note „ungenügend“.

Ich möchte aber auch darauf hinweisen, dass Sie als Schülerinnen und Schüler unseres Schulsystems gemäß §2 SchulG seit Ihrer Einschulung zur Verantwortung für die Erhaltung der natürlichen Lebensgrundlagen erzogen worden sein sollten. Es heißt weiter in §2 SchulG, dass die Schule das Verantwortungsbewusstsein für das Gemeinwohl, die Natur und die Umwelt fördern soll und dass sie Schülerinnen und Schüler befähigen soll, verantwortlich am sozialen, gesellschaftlichen und politischen Leben teilzunehmen.

Allerdings muss jedem Einzelnen schmerzlich bewusst sein, dass weder unser Grundgesetz noch unsere freiheitlich-demokratische Gesellschaftsordnung noch die Rettung unseres Planeten umsonst zu haben sind: Um Indien von den Engländern zu befreien, hat sich Mahatma Gandhi mehrmals fast zu Tode prügeln lassen müssen; um Deutschland wieder zu vereinen, mussten die Bürgerrechtler der ehemaligen DDR jahrelang in Gefängnissen leiden.

Wenn Sie die Teilnahme an der morgigen „Fridays for Future“-Demonstration als Ihre persönliche Verpflichtung für das Überleben auf unserer einzigen Erde empfinden, dann sollten Sie unentschuldigte Fehlstunden auf Ihrem Zeugnis und ein „Ungenügend“ unter Ihren Klausuren als Ehrenabzeichen einer Persönlichkeit werten, die Verantwortung im Sinne von §2 SchulG übernimmt und dafür die Konsequenzen in Kauf nimmt.

Ich persönlich, als Gabriele Jacob, glaube allerdings an die Macht der Bildung: Ich wäre nicht Lehrerin geworden, wenn ich glauben würde, dass es in irgendeiner Weise gut sein könnte, wenn Schülerinnen und Schüler der Schule fernbleiben und weniger lernen.

So wie man Bäume an ihren Früchten erkennt, so erkennt man Menschen nicht an ihren Worten, sondern an ihren Taten: In unserer Gesellschaft wird mehr Geld für Werbung ausgegeben als für die Bildung von Schülerinnen und Schülern; unsere Gesellschaft hat mehr Lobbyisten als Volksvertreter. Ich persönlich folgere daraus, dass es den Verantwortlichen, die an Umweltzerstörung und Klimakatastrophe verdienen, relativ egal ist, ob Sie zur Schule gehen und lernen oder irgendetwas anderes tun.

Ich persönlich bin der festen Überzeugung, wir können unseren Planeten vor allem dadurch retten, dass wir uns mit Bildung und Ausbildung, mit Vernunft und Verstand, mit harter Arbeit und konsequentem Konsumverzicht für eine bessere Welt engagieren.

Die Mitglieder des Q1-Projektkurses „Klima“ setzen sich mit den naturwissenschaftlichen Grundlagen der Klimakrise auseinander und nehmen jederzeit Gäste in ihren Kurs auf, die sich für das Thema interessieren. Die Fachschaft „Sozialwissenschaften“ sucht nach Möglichkeiten, das Thema „Nachhaltiges Wirtschaften“ – eventuell auch mit Unterstützung der Trappen-Stiftung – noch stärker und vielfältiger in unsere Schule einzubringen, z.B. über die Einladung von externen Experten, den Einsatz von Planspielen oder die Organisation von an die Klimaproblematik angelehnten Projekttagen. Die Idee von Projekttagen wird von vielen Kollegen und Kolleginnen befürwortet; einige Kollegen und Kolleginnen sind der Meinung, dass man als Lehrerin oder Lehrer die „Fridays for Future“-Bewegung durch Teilnahme an den Demonstrationen aktiv unterstützen solle; wiederum andere geben zu bedenken, dass die Teilnahme an Demonstrationen als Schulveranstaltung mit dem Überwältigungsverbot des Beutelsbacher Konsens in Konflikt stehen könne. Im Kollegium des Sibi findet eine rege Diskussion zu den „Fridays for Future“-Demonstrationen statt, in der nach Möglichkeiten gesucht wird, sich mit der aktuellen Klima-, Umwelt-, Wirtschafts- und Gesellschaftsproblematik differenziert und wissenschaftspropädeutisch auseinanderzusetzen.

Auch unser Schulträger, allen voran unser Bürgermeister Herr Neuhoff, unterstützt mit „Bad Honnef lernt Nachhaltigkeit“ die Ziele der „Fridays for Future“-Bewegung. Das Bewusstsein für die Wichtigkeit und Dringlichkeit von Nachhaltigkeit und Klimaschutz ist in allen Teilen der Sibi-Familie vorhanden.

Ich persönlich wäre sehr glücklich, wenn wir gemeinsam darüber sprechen würden, wie wir alle dabei mithelfen könnten, die wichtigen Ziele der „Fridays for Future“-Demonstrationen weiter voran zu bringen. Ich möchte deshalb alle interessierten Mitglieder unserer Sibi-Familie – Schüler und Schülerinnen, Lehrer und Lehrerinnen, Eltern und Vertreter des Schulträgers - zu einem „Sibi for Future“-Treffen einladen am Mittwoch, den 9. Oktober um 16.30 Uhr in Raum 246des Sibi.

Ich möchte ausdrücklich betonen, dass dieses „Sibi for Future“-Treffen in Übereinstimmung mit den Zielen der „Fridays for Future“-Bewegung gedacht ist. Auch wenn ich persönlich dem Fernbleiben von Schülerinnen und Schülern aus der Schule besorgt gegenüber stehe und selbst das Schulgesetz in diesem Zusammenhang nur beugen, aber nicht brechen werde, so möchte ich Sie doch entschieden mit Thomas von Aquin auffordern: Was immer Sie tun, folgen Sie Ihrem eigenen Gewissen, selbst wenn es irren sollte.

Ihre Gabriele Jacob